Beschreibung
Leseprobe Ich bin immer spät dran mit den Vorbereitungen zu Advent und Weihnachten. Aber so verstolpert wie dieses Jahr zwischen Berufs- und Kinderterminen war die Adventszeit noch nie. Doch heute war irgendwann doch das erste Vorweihnachtsgefühlchen da. Weil einfach mal nichts war. Kein Termin, kein Gerenne. Kein großer Plan. Überhaupt hatte der Tag nichts Besonderes an sich. Wir waren nicht besonders feierlich, haben keine Adventslieder gesungen, Kekse gebacken oder sonst etwas. Vielleicht war er gerade darin besonders - gute Normalität in einer nicht normalen Zeit. Wenn es darum geht, Weihnachtsstimmung zu machen, muss ich leider mein Scheitern zugeben. Aber vielleicht ist das im Moment die anmutigste Weise, die Situation zu beschreiben: keine Pläne, keine Ideale erreicht. Auch keine Geschenke, Seligkeitsdinge und wunderbare Erinnerungen geschaffen für die Kinder. Nicht einmal den Haushalt erledigt. Aber mit Ruhe eine Rahmenbedingung geschaffen, damit etwas werden kann. In jedem Fall Mensch gewesen. In aller Müdigkeit, die man haben kann. Und aller Freude an der Gemeinschaft derer, die mit mir diesen Ruhetag hatten.
Autorenportrait
Anke Keil ist als Trauerbegleiterin im Hospiz und Projektentwicklerin für das Trauerpastorale Zentrum in Esslingen tätig und lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Esslingen. Nachdem 2015 eine Tochter still geboren wurde, gründete sie zusammen mit ihrem Mann eine Selbsthilfegruppe für frühverwaiste Eltern und ließ sich zur Trauerbegleiterin ausbilden